Die Kraft des richtigen Laufschuhs

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Zuletzt aktualisiert:

10. Januar 2024

Mittlerweile gibt es einen riesigen Markt an Laufschuhen. Obwohl viele sehr ähnlich aussehen, unterscheiden sie sich zum Teil stark. Wie weiss ich nun, welcher für mich der Richtige ist? Auf was es bei der Schuhwahl ankommt und wieso Laufschuh nicht gleich Laufschuh ist, erklärt dir David Schaad, Leiter Physiotherapie im neusten Interview.

Im Interview:
David Schaad

Leiter Physiotherapie, Master of Science DUK in Physiotherapie, Medbase Bischofszell

Gibt es den richtigen Laufschuh?

Ja klar! Es gibt zwar nicht das richtige Modell für alle, sondern Schuhe, die für dich besser geeignet sind als andere. Und das macht die Sache so individuell.

Jeder Fuss und jede Beinachse ist unterschiedlich. Konstitution, Kondition Laufstil und Fussanatomie sind nur ein paar Einzelaspekte, die bei der Wahl des richtigen Schuhs eine Rolle spielen.

Wieso ist der richtige Schuh so relevant?

Bei den Schuhen ist es so: Obwohl sie alle ziemlich ähnlich aussehen, verfügt jedes Modell über andere Komponenten.

Kurz gesagt, gibt es bei einem Laufschuh folgende Teilaspekte zu beachten:

  • Zehenbox 
  • Laufsohle
  • Mittelsohle
  • Pronationsstütze
  • Sprengung
  • Fersenschale
  • Zehenbox
    Beschreibt den Raum, in welchem sich die Zehen befinden.
  • Laufsohle / Aussensohle
    Lauffläche des Schuhs, welche auf den Boden trifft
  • Mittelsohle / Zwischensohle
    Sie befindet sich zwischen der Innensohle und der Laufsohle
  • Pronationsstütze
    Das ist die zweite Zwischensohlenhärte und befindet sich auf der Schuhinnenseite.
  • Sprengung
    Beschreibt das Verhältnis der Zwischensohlendicke von Rück- zu Vorfuss.
  • Fersenschale
    Das ist der hintere Teil des Fussbettes in einem Schuh.

Um den richtigen Schuh zu finden, sollte man also zuerst seinen Fusstyp kennen.

Als Beispiel: Eine dauerhaft hohe Sprengung kann einen Laufstil so verändern, dass dadurch Knie- und Rückenschmerzen entstehen können.

Worin unterscheiden sich verschiedene Modelle?

Bei Hobbyläufer:innen kann man zwischen Neutralschuh und Stabilschuh unterscheiden.

So wie es der Name sagt, wirkt der Neutralschuh mit wenig Führung. Diese sind gut gedämpft und verhältnismässig leicht. Wer also schon mehrere Jahre mit so einem Schuh gut läuft, darf sich zu der Gruppe der Neutralläufer:innen zählen.

Im Vergleich verfügt der Stabilschuh über eine Pronationsstütze für Menschen, deren Ferse und Gelenke beim Laufen nicht stabil bleiben. Diese verfügen meist über eine höhere Dämpfung sowie eine höhere Sprengung. So ermöglichen sie ein kontrollierteres Abrollen. Meist sind diese auch ein wenig schwerer als der Neutralschuh.

Um den bestmöglichen Schuh für die jeweiligen Anforderungen zu finden, sollte man jedoch unbedingt weitere wichtige Kriterien berücksichtigen. Je nach Anatomie des Fusses, Laufstil und Trainingszustand kann jeweils ein ganz anderer Schuh in Frage kommen.

Beispiel für eine Pronationsstütze (Quelle: Laufschuhkauf.de)


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Wirken sich unterschiedliche Schuhe auf die sportliche Leistung aus?

Durch den Wechsel von Schuhtypen wird der Körper mit diversen Trainingsreizen gefordert. Sportliche Aktivitäten profitieren von verschiedenen Reizen. Variierende Laufgeschwindigkeit, verschiedene Untergründe sowie der Wechsel von Laufschuhen können durch ihre positive Stimulation allfällige Verletzungen reduzieren.

Gibt es verschiedene Lauftypen?

Grundsätzlich wird zwischen drei Lauftypen unterschieden, die durch unterschiedliche Aufsatzpunkte im Bereich des Fusses definiert werden. Man spricht hier vom Vorfuss-, Mittelfuss-, und Fersenlaufen.

So werden die Vorfuss-, und Mittelfusstechniken als «aktiv» beschrieben. Der Kontakt erfolgt bei dem aktiven Laufstil über den Anfangskontakt des Vor- oder Mittelfusses. Die resultierenden Winkelstellungen der Beinachse ermöglicht so eine optimale Dämpfung. Die Oberschenkel- und Wadenmuskulatur ist dabei aktiviert und sorgt für eine Stabilisierung der Beinachse.

Im Gegensatz dazu erfolgt bei dem «passiven» Laufstil der Kontakt über die Ferse. Der Körper nimmt hier eine passivere Rolle ein. Dämpfung und Stabilisation erfolgen vermehrt über den Schuh.

Wie oft sollte man den Laufschuh wechseln?

Häufig hängen wir an unseren alten Laufschuhen oder sehen keine sichtlichen Grund zum Wechsel des Schuhs. Je länger man einen Schuh nutzt, der nicht mehr über seine ursprünglichen Komponenten verfügt, desto grösser ist das Verletzungsrisiko.

Auch hier ist die Haltbarkeit von verschiedenen Komponenten abhängig. Der persönliche Laufstil, das Gelände der Laufstrecke oder der Zustand der Sohle selbst haben auf die Lebensdauer einen grossen Einfluss.

Wenn man unsicher ist, ob sein Laufschuh noch in Ordnung ist, sollte man sich an eine Fachperson wenden. Dies sind meist Sportwissenschaftler:innen, Physiotherapeut:innen oder Schuhverkäufer:innen, die häufig mit der Fragestellung in Kontakt stehen.

Trend Barfussschuhe. Sinnvoller Gesundheitstrend oder Mythos?

In der Laufszene gibt es viele Meinungen und Mythen, teilweise bis hin zu hartnäckigen Glaubenssätzen. So werde ich häufig gefragt, ob Barfussschuhe für den natürlichen Laufstil gut sind oder ob man mit orthopädischen Einlagen besser läuft.

Diese Frage lassen sich nicht pauschal beantworten und bedürfen einer ausführlichen Inspektion bzw. Laufanalyse. Man kann jedoch klar sagen, dass Personen, die klassische Laufschuhe gewohnt sind, sich über einen längeren Zeitraum an diese Modelle adaptieren müssen. Barfussschuhe sind daher nicht gut oder schlecht sondern primär einfach anders.

Gibt es bekannte Fehlinformationen zum Thema Sportschuhe?

Social Media hat auch die Welt der Sportschuhe ein wenig verzerrt. So sieht man heute vermehrt Influencer:innen, die mit Freizeitschuhen einen tollen Trail hinaufrennen.

Diese Modelle haben jedoch häufig nichts mit einem Laufschuh gemeinsam, auch wenn sich diese oft visuell ähnlich sind. Online Rezensionen zu Schuhen sind mit Vorsicht zu geniessen. So sind subjektive Erfahrungswerte von anderen Personen nicht mit den eigenen zu Vergleichen.

Bei aller Technik in einem Schuh sollte man sich zuletzt immer auf sein subjektives Bauchgefühl verlassen. Denn auch ein Hightech-Modell kann keinen absoluten Schutz vor Verletzungen und Schmerzen garantieren. Es empfiehlt sich daher auch, Zeit in Form von aktiven Übungen zu investieren.

Profi-Tipps vom Autor:

  • Beim Schuhkauf geht es nicht nur um den Fuss. Ab dem 30. Lebensjahr sollte man allfällige Probleme mit Knie oder Rücken mit einer Fachperson besprechen. Dies sind wertvolle Informationen für den richtigen Schuh.
  • Ein paar Schritte im Laden sind nicht aussagekräftig. Man sollte wenn möglich draussen einen kleinen Testlauf vornehmen.
  • Der Laufschuh sollte unter keinen Umständen zu klein sein.
  • Kein Schuh ersetzt ein aktives Training. Regelmässiges Koordinations-, Kraft-, und Beweglichkeitstraining gehören zu einem gesunden Lauftraining dazu.

Wer ist Medbase?

Medbase ist das grösste multidisziplinäre sportmedizinische Netzwerk der Schweiz und bietet spezialisierte sportmedizinische Dienstleistungen für Athletinnen und Athleten, Vereine und Sportverbände aller Aktivitätsstufen in den Bereichen Sportmedizin, Sportphysiotherapie, Leistungsdiagnostik und Trainingsberatung.

www.medbase.ch/sport/


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